In 2009 wird es keinen Hermann-Löns-Lauf in Soltau geben, Josef Mayer, Leiter der Leichtathletikabteilung im MTV Soltau, und sein Sohn Rudolf beziehen im Gespräch mit den BZ-Redaktionsmitgliedern Thomas Riese und Maximilian Waidhas Stellung zu ihrer Entscheidung, nach fast vier Jahrzehnten einen Schlussstrich unter die traditionsreiche Veranstaltung zu ziehen.

BZ: Die 40. Auflage im Oktober 2008 war der letzte Hermann-Löns-Lauf unter der Regie der Familie Mayer. Welche Gründe haben sie zu diesem Entschluss bewegt?

Josef Mayer (JM): Das waren in erster Linie persönliche und berufliche, aber auch sportliche Gründe. Zum einen ist meine Frau Helma, die den ganzen Verkauf organisiert hat, gesundheitlich stark angeschlagen. Und auch ich muss mich zurücknehmen, es geht einfach nicht mehr. Nach 35 Jahren Familienbetrieb ohne Pause –im Mai führe ich die Leichtathletiksparte seit 40 Jahren – ist es jetzt an der Zeit einen Schnitt zu machen.

Rudolf Mayer (RM): Außerdem haben die rückläufigen Teilnehmerzahlen auswärtiger Vereine eine große Rolle gespielt. 2008 kamen gerade einmal noch 40 bis 50 Teilnehmer aus auswärtigen Vereinen. Ohne die Teilnahme der Wilhelm-Busch Schule und der Fußballer hätten dort sonst nur Aktive der eigenen Sparte gestanden. Da fragt man sich schon nach dem Sinn. Ich selber bin mittlerweile seit 28 Jahren ununterbrochen als Trainer in der Abteilung aktiv. Beruflich und durch den normalen Übungsbetrieb, mit 4 Trainingstagen pro Woche, bin ich ohne hin stark eingespannt. So das ich die jetzt eingesparte Zeit lieber mit der Familie verbringen möchte.

Welcher Aufwand war mit der Organisation des Volkslaufs verbunden?

JM: Der Aufwand ist enorm und beginnt in der Regel schon Monate vorher. In zeitlichen Abständen gilt es Sponsoren anzusprechen, Preise, Urkunden und Pokale zu besorgen, Kampfrichter anzusprechen. Es sind viele Kleinigkeiten, die man im Vorfeld nicht alle delegieren kann. Zumal alles eine Sache der Abteilung war. Der Gesamtverein hatte mit der Planung und Durchführung nichts zu tun.

RM: Vor dem Lauf sitze ich in der Regel 14 Tage lang immer nach Feierabend vor der EDV. Und wenn nach Abschluss des Laufes alle Feierabend haben ist für uns noch lange nicht Schluss. So gilt es Ergebnislisten , Presseberichte, Veranstaltungsabrechnungen und fehlende Urkunden zu erstellen.

Wie schwer fällt es ihnen, sich vom Hermann-Löns Lauf zu verabschieden?

JM: Wir haben diese Veranstaltung über Jahre aufgebaut. Sicherlich ist sie zu einer echten Herzensangelegenheit geworden, sonst hätten wir sie nicht so lange gemacht. Rudi zum Beispiel ist seit mindestens 30 Jahren mit dabei, hat von Kindheit an mitgeholfen. Aber jetzt ist es an der Zeit auch einmal an sich selbst zu denken.

RM: Im Endeffekt wurde die Entscheidung, die wir jetzt in einer Trainersitzung gefällt haben, nur um ein paar Jahre aufgeschoben. Bereits nach der 25. Auflage des Laufes hatten wir auf Grund rückläufiger Teilnehmerzahlen überlegt aufzuhören, doch dann kam der Heide-Park auf uns zu. Die dann stetig steigenden Teilnehmerzahlen im Park auf bis zu 2800 Aktive gaben uns Motivation den Lauf fortzuführen. Nach der Rückkehr in den Böhmewald als Laufstrecke waren die Zahlen dann aber wieder stark rückläufig.

Waren denn keine Nachfolger für sie als Organisator in Sicht?

JM: Nein. Schon als Abteilungsleiter ist es schwer einen Nachfolger zu finden. Helfer und Helferinnen an dem Tag selbst gab es immer genug, unter anderem auch durch die Hilfe des Lauftreffs. Da gab es keine Probleme. Aber für die Arbeit im Vorfeld gab es nur wenig Unterstützung. Viele Dinge sind halt schwer umzuverteilen.

Inwiefern sind andere Veranstaltungen der MTV –Leichtathletikabteilung, die sie ausrichten, von ihrer Entscheidung betroffen?

RM: Gar nicht. Würde uns eine Bezirks- oder Landescrossmeisterschaft wieder in Aussicht gestellt, würden wir das schon noch einmal machen. Das ist angesichts von 600 bis 700 Teilnehmern im Vergleich zu 300 Aktiven beim Volkslauf, sportlich und finanziell eine ganz andere Hausnummer. Zweitägige Bahnveranstaltungen müssten es aber nicht sein.

JM abschließend: Unser Schwerpunkt für die Zukunft - unsere Abteilung ist in den letzten 40 Jahren von 4 auf über 400 Mitglieder gewachsen- , ist und bleibt die Förderung der Nachwuchsarbeit. Und dort sind wir mit 14 Übungsleitern, davon 9 mit Lizenz bestens aufgestellt.