Angelika Anton Senioren-Weltmeisterin
Die Geschichte von der "geliehenen" Medaille
Die Munsteraner Werferin Angelika Anton (MTV Soltau) erfüllte sich einen ihren
großen Träume. Unter unglaublichen Bedingungen errang sie erstmals den Titel
im Speerwerfen bei den Senioren-Weltmeisterschaften "Winterwurf" in
Clermont-Ferrand/Frankreich. Dabei stand ihr Start im Vorfeld unter keinem guten
Stern. Gehandicapt durch eine bereits seit 2 Wochen bestehende Zahnerkrankung
ging Anton an den Start dieser Meisterschaften.
Die "verheerende" Wirkung eingehend mit einem Gewichtsverlust zeigte
sich dann auch prompt im Kugelstoß-Wettkampf, in dem sie mit mageren 11,04 m
weit unter ihrer Jahresbestleistung blieb, aber völlig überraschend die Silbermedaille erringen
konnte. Seit November hatte sie sich akribisch auf diesen und vor allem den
nächsten Tag vorbereitet. So sah sie auch ihr Ziel, den Titel in ihrer
Spezialdisziplin, dem Speerwerfen, zu gewinnen, in weite, gar unerreichbare
Ferne gerückt. Hinzu kam, dass der Veranstalter angesichts der
überwältigenden Teilnehmerzahl von weit über 3.000 Altersklassen-Athleten aus
über 80 Ländern organisatorisch und personell völlig überfordert war, und dass zudem
auch noch über mehrere Tage ein Unwetter mit orkanartigen Stürmen, Dauerregen
und Schneesturm über die Großstadt hinwegfegte, der jeden Zeitplan zu
Makulatur werden ließ. So wurde der Speerwurf-Wettkampf mehrfach verschoben, die Athletinnen, die sich nicht oder
nur sehr unzureichend aufwärmen konnten, stundenlang im Call-Room festgehalten,
dann an der Wettkampfanlage nochmals über eine Stunde hingehalten, bis es
endlich für die 7 Teilnehmerinnen beginnen konnte. Zwar hatte sich der Sturm
gelegt und die Sonne schien, die Temperatur lag jedoch nahe am Gefrierpunkt, so
dass die Munsteranerin schon nicht mehr an einen Erfolg glauben konnte. Was sich
dann abspielte, war außergewöhnlich: Beim Einwerfen gelangen ihr aus kurzem
Anlauf sehr locker geworfene 40 m. Mit ihrem ersten Versuch konnte sie mit 40,63
m die letztjährige Weltmeisterin und deutschen Rekordlerin Ursula Thiertey (LG
Mönchengladbach) unter Druck setzen. Diese konnte nach mageren 38,06 m im
ersten Versuch aber anschließend gute 42,60 m anbieten, die die Munsteranerin
zunächst mit zwei Würfen über die 41 m-Marke nicht übertreffen konnte. Da
die Führende sich ihrer Sache sicher war und wegen muskulärer Probleme auf die
Versuche 3 - 5 verzichtete, ergriff die für ihre Stärke in den letzten Versuchen von ihren Gegnerinnen gefürchtete
Munsteranerin ihre Chance beim Schopf: Kraftvoll schleuderte sie ihren
Carbonspeer auf prächtige 43,13 m - nur 43 cm unter dem deutschen Rekord ihrer
konsternierten Gegnerin, die ihrerseits, nun nach längerer Wurfpause unter Zugzwang gesetzt, nur noch 38,35 m anbieten
konnte. Der Titelgewinn war durch diese unglaubliche Energie- und
Willensleistung perfekt gemacht - nun sollte sie die verdiente Goldmedaille vor
großer Kulisse in Empfang nehmen. Aber auch hier zeigte sich der Veranstalter der Aufgabe nicht gewachsen. Zur
Siegerehrung stand keine Goldmedaille mehr zur Verfügung - man hatte
schlichtweg zu wenige prägen lassen! Fürs Siegerfoto lieh man sich schnell die
Goldmedaille eines gerade geehrten Italieners,
so dass die doch stark enttäuschte Siegerin sie wenigstens kurz in den Händen
halten konnte.Nun soll über den Deutschen Leichtathletikverband eine spätere
Nachlieferung veranlasst werden.
Für ihren Ehemann und Trainer Dr. Rainer Anton verlief die Veranstaltung
nicht so zufrieden stellend. Nachdem er schon 2003 bei den
Hallen-Europameisterschaften um 2 Hundertstel Sekunden die Bronze im Hürdenlauf
verpasst hatte und im Jahr 2006 bei der Hallen-WM unglücklich mit einem
Bizepssehnenriss im Mehrkampf ausgeschieden war, trat er im Hürden-Vorlauf an
dritter Stelle liegend so massiv in die dritte Hürde, dass er mit einer starken
Fersenprellung nur noch ins Ziel traben konnte. Die sichere Qualifikation für
den Endlauf war damit verpasst, die angesichts seiner bei der DM aufgestellten
Jahresbestleistung realistische Chance auf Bronze vergeben. Durch dieses massive
Handicap sprangen am folgenden Tag beim Stabhochsprung statt der im stillen
erhofften Medaille nur enttäuschende 2,90 m und Rang 9 heraus.
Aus der Sicht des Südkreises sehr erfreulich war hingegen die im Kugelstoßen
der Klasse M65 mit 12,65 m errungene Silbermedaille
des Fallingbostelers Eugen Reinhardt."
Die Fotos zeigen den Siegwurf im Speerwerfen, die 3 Erstplazierten im
Speerwerfen der Klasse W 45 (1. Angelika Anton/GER 43,13 m,
3. Margareta Anton/ROM 37,94 m, 2. Ursula Thiertey/GER 42,60 m)