Anna-Marleen Wolf Deutsche Vizemeisterin
"Regenschlacht mit erfreulichem Ausgang"
Über 600 Teilnehmer und Teilnehmerinnen verzeichneten die Deutschen
Titelkämpfe der Schüler in den Mehrkämpfen - Achtkampf und Blockwettkämpfe - am
vergangenen Wochenende auf der Mehrkampfanlage im Erika-Fisch-Stadion von
Hannover. Hatten die Achtkämpfer am ersten Tag noch gutes Leichtathletikwetter,
so mussten sich die Blockwettkämpfer über den gesamten Sonntag mit teilweise
irregulären und stark die Leistungen beeinträchtigenden Witterungsverhältnissen
auseinander setzen.
Als einzige Starterin des Landkreises hatte sich die Munsteranerin Anna-Marleen
Wolf (SV Munster) für diese Meisterschaften qualifiziert und konnte aufgrund
ihrer Vorleistung als Viertbeste und ihres im vergangenen Jahr errungenen
vierten Platzes durchaus zu den Favoriten im Blockwettkampf Sprint/Sprung der
Klasse W15 gezählt werden. Der Wettkampf, zu dem 37 Teilnehmerinnen in zwei
Riegen antraten, begann mit dem Hochsprung, bei dem die Munsteranerin in diesem
Jahr bereits 1,67 Meter übersprungen hatte. Sie konnte zwar 1,60 m überspringen
und sich damit gleich in der Spitzengruppe platzieren, war aber durch einen
hartnäckigen technischen Fehler doch 4 bis 8 cm unter ihrem Soll geblieben. Auch
im folgenden 80m-Hürdensprint lag sie nach ihrer Vorleistung unter den Top-Ten
ihres Jahrganges in Deutschland und durfte auf eine Festigung ihrer Platzierung
unter den Favoritinnen hoffen. Nachlassende Spannung durch Zeitplanverschiebung
und der nun immer heftiger aufkommende Regen ließen sie in ihrem Zeitlauf jedoch
nicht recht in Schwung kommen, so dass sie mit 12,55 Sekunden ca. 6
Zehntel-sekunden über ihrer Bestleistung blieb und deutlich an Boden verlor.
Viele ihrer in dieser
Disziplin schwächer einzuschätzenden Konkurrentinnen konnten sich dadurch in der
Zwischenwertung an ihr vorbei schieben. Einen guten Mehrkämpfer zeichnet aus,
dass er sich durch eigene schwächere Leistungen oder Spitzenresultate der
Konkurrenten nicht beeinflussen lässt, sondern sich umso besser auf die
folgenden Wettbewerbe konzentriert. Genau diese Eigenschaft zeichnete die noch
nicht ganz 15 Jahre alte Munsteranerin in vielen früheren Mehrkämpfen aus, und
so ließ sie sich auch durch die nunmehr fast sintflutartigen Regengüsse nicht
beirren. Gleich im ersten Versuch flog sie auf die Tagesbestweite aller
weiblichen Klassen von 5,52 Metern, wodurch sie vorläufig wieder in die
Spitzengruppe aufrückte. Nun stand aber ihre "Zitterdisziplin", das Speerwerfen,
an. In dieser ihr überhaupt nicht liegenden Wurfdisziplin war sie im gesamten
Saisonverlauf ihrer letztjährigen Bestleistung hinterher gejagt, ohne ein
passables Resultat erzielen zu können. Viele spezielle
Trainingseinheiten hatten dann aber wohl doch gefruchtet, denn in diesem
wichtigen Wettkampf gelang ihr mit 24,10 Metern im zweiten Versuch endlich eine
neue Bestleistung.
Eine ihrer Hauptkonkurrentinnen war zudem mit drei ungültigen Versuchen aus der
Wertung gefallen und auch andere Werferinnen "schwächelten", so dass sie sich
nunmehr vor dem abschließenden 100m-Sprint immer noch zu den
Medaillenkandidatinnen zählen durfte. Durch die Vielzahl der Wettkämpfer, die
nun ihre letzte Disziplin absolvieren mussten, und technische Probleme mit der
Zeitmessanlage gab es zu allem Überfluss ebenfalls wieder massive
Zeitplanverschiebungen - für alle Beteiligten mit der Gefahr eines Spannungsver-
lustes und damit potenzieller Minderleistung verbunden. Auch hier bewies die
nervenstarke und zu besonderer Konzentration fähige Schülerin wieder für ihr
Alter erstaunliche Wettkämpferqualitäten. Mit 12,98 Sekunden blieb sie als
Siegerin ihres Zeitlaufes nur knapp über ihrer persönlichen Bestleistung und
errang viele wichtige Punkte. Nach nervenaufreibender Wartezeit wurde zur
Siegerehrung aufgerufen, und die Freude war riesig, als Deutsche Vizemeisterin
nicht nur das beste Resultat aller Teilnehmer für Niedersachsen erzielt zu
haben, sondern auch eine schöne Silbermedaille und für ihre Bravourleistung
viele Gratulationen entgegen nehmen zu können. Und so schmerzte es auch nur
wenig, dass sie bei lediglich 39
Punkten Rückstand auf die Überraschungssiegerin Lois Schürer vom LAZ Erdgas
Chemnitz durchaus auch reelle Chancen auf den Meistertitel gehabt hätte. Am
kommenden Wochenende stehen nun die Norddeutschen Titelkämpfe in den
Einzeldisziplinen in Dessau auf dem Programm, bevor sie dann repräsentativ für
Niedersachsen am Schülervergleichskampf der norddeutschen Verbände teilnehmen
und - hoffentlich - ihre bereits jetzt erstaunliche Erfolgsbilanz weiter
aufstocken kann.