Matti Tewes besticht bei Neunkampf-Premiere: DM-Quali mit neun persönlichen Bestleistungen

Dass er sehr vielseitig ist, hat der 14-Jährige Leichtathlet Matti Tewes (MTV Soltau) schon in der Hallensaison bewiesen. Daher ist es nur logisch, dass er sich auch in der leichtathletischen „Königsübung“ Neunkampf – bei diesem Mehrkampf der A-Schüler fehlt gegenüber dem Zehnkampf der Männer nur der Langsprint – versucht, sich vielleicht sogar für die Deutschen Meisterschaften im Spätsommer zu qualifizieren. Eine gute Gelegenheit bot sich bei den Mehrkampf-Kreismeisterschaften in Edemissen, bei der vor einigen Jahren auch die Munsteranerin Anna-Marleen Wolf eine gelungene Siebenkampfpremiere feiern konnte. Hauptsächlich der Hannoveraner Marcel Meyer (TK zu Hannover), wie Matti ebenfalls und mit hohen Erwartungen außer Konkurrenz startend, war als Gegner zu beachten. Er erwischte aber einen schlechten ersten Tag, denn in drei Disziplinen konnte ihn Matti Tewes übertreffen und mit hervorragenden 2.083 Punkten im Vierkampf eine Leistung erzielen, die im vergangenen Jahr zum Landesmeistertitel gereicht hätte. Alle seine Einzelleistungen bedeuteten neue persönliche Bestleistungen: 100m-Sprint bei 0,4 m/Sek. Gegenwind 12,89 Sekunden, Weitsprung 5,14 Meter, Kugelstoßen 11,74 Meter und Hochsprung 1,60 Meter. Nach einer guten Mahlzeit zuhause und einer tüchtigen Mütze Schlaf zeigte er sich am folgenden Tag wieder top-fit, denn auch bei der ersten Disziplin, dem 80m-Hürdensprint um 10 Uhr morgens erzielte er mit 12,70 Sekunden eine neue Bestzeit. Das folgende Diskuswerfen ist eigentlich für jeden Mehrkämpfer eine „Zitterdisziplin“. Der sehr trainingsfleißige Schmarbecker, der das Gymnasium in Hermannsburg besucht, hatte zwar im Training großes Potenzial gezeigt, es ist jedoch ein Unterschied, ob man ohne Druck mehrere Serien mit drei Würfen hintereinander absolviert oder in einem Wettkampf nur insgesamt drei Versuche zur Verfügung hat. Gute Nerven und hohe Konzentration sind da gefragt, aber die hat der oft etwas stoisch wirkende Schüler. Nach einem Sicherheitswurf auf gute 29,25 Meter und einem wuchtigen ungültigen Wurf ins Fangnetz steigerte er sich im dritten Versuch auf sehr ansprechende 30,21 Meter. Sein Konkurrent produzierte hier „drei Kalte“, so werden im Fachjargon ungültige Versuche genannt, und so musste er schon in der sechsten Disziplin alle Hoffnungen auf den Tagessieg fahren lassen. Erst vier Trainingseinheiten hatte Matti bisher im Stabhochsprung absolvieren können. Die Bewegungsabläufe sind noch von großer Unsicherheit geprägt, es handelt sich schließlich um die komplexeste und damit anspruchsvollste leichtathletische Disziplin. Auch hier zeigte er sein Kämpferherz und erzielte immerhin 2,40 Meter, die Meyer mit 3,00 Metern deutlich toppen konnte. Auch der Speer wollte bisher im Training noch nicht richtig weit fliegen. Kraft ist bei ihm zwar ausreichend vorhanden, aber nur mit ausgefeilter Technik lassen sich weite Würfe realisieren, und an dieser Technik gibt es bei ihm noch viel zu optimieren. Gleich im ersten Wurf klappte es aber unerwartet gut: Seine 31,50 Meter ergaben glatte 500 Punkte, womit er endgültig die Weiche auf Sieg stellen konnte, da sein Konkurrent auch hier mit einem Wurf unter 30 Meter enttäuschte. Zum Abschluss stand noch der 1000m-Lauf an. Eine vergleichbare Distanz hatte er vorher noch nie im Wettkampf absolviert. Und Matti hat hier mit seinen 1,80 Metern und 70 Kilo nicht unbedingt optimale körperliche Voraussetzungen. Was ihn aber besonders als Mehrkampftalent auszeichnet, ist eine hohe Motivation und der unbedingte Wille, sein Bestes zu geben. So ging er den „Marathon der Mehrkämpfer“ sehr engagiert an, ließ sich von seinen Mitläufern ziehen und kämpfte sich nach guten 3:19,30 Minuten als Vierter des Rennens ins Ziel. Die Belohnung für seinen hohen körperlichen und mentalen Einsatz über zwei lange Wettkampftage war die erhoffte Qualifikation für die „Deutschen“, die er mit 4.518 Punkten sogar um satte 118 Punkte überbot, und die zudem neuen Kreisrekord bedeuten. Sein Trainer Dr. Rainer Anton, der ihn seit dem Winter behutsam aufbaut, sieht bei ihm vor Allem in den Würfen und Sprüngen noch viel Potenzial, das es im weiteren Saisonverlauf zu entwickeln und – hoffentlich – bei den anstehenden Meisterschaften zu beweisen gilt.