Das darf doch nicht wahr sein!
DM Qualifikation um einen Punkte verpasstDer Wetterbericht hatte recht: es war ein herrlicher Frühlingstag, an dem die beiden MTVer Katharina Hannemann und Matti Tewes in Edemissen zum Sieben- bzw. Neunkampf antraten. Für die 17jährige Katharina war es ihr erster „richtiger“ Mehrkampf, und sie schlug sich wacker. Leider litten die Sprintwettbewerbe unter heftigem Gegenwind, die Weitsprünge wurden durch unzulässig starken und nicht leistungsfördernden Rückenwind, weil kein Anlauf passte, stark beeinträchtigt. Katharina begann mit dem 100m-Hürdensprint, bei dem etwa 3 Meter/Sekunde Gegenwind wie eine Wand im Weg standen. Glücklich im Ziel angekommen bekamen die Läuferinnen die frustrierende Information, dass man den Lauf wiederholen müsse, weil die elektronische Zeitmessanlage ausgefallen war. Eine Viertelstunde später dann der zweite Versuch, der ihr trotz 1,2 Meter/Sekunde Gegenwind eine neue Bestleistung mit 17,72 Sekunden und 518 Punkte einbrachte. Gleich ging es weiter zum Kugelstoßen. Eine kürzlich vorgenommene Technikumstellung bewährte sich voll, denn die 10,21 Meter, nur 36 Zentimeter unter ihrer Bestleistung, ergaben satte 543 Punkte und brachten sie im Feld der Mehrkämpferinnen zwischenzeitlich auf den vierten Rang. Als Problemdisziplin erwies sich der anschließende Hochsprung, denn ihr Potenzial liegt deutlich über 1,40 Metern, sie kann aber ihre Sprungkraft als relativ kleine Springerin noch nicht gut in Höhe umsetzen. So resultierten lediglich 1,28 Meter und 389 Punkte. Den Schluss des ersten Wettkampftages bildete der 100m-Sprint, der ebenfalls wieder durch 2,7 Meter pro Sekunde Gegenwind mit 14,24 Sekunden und 567 Punkten nicht zufriedenstellend ausfiel, denn ihre Bestleistung liegt bei 13,94 Sekunden. Den ersten Tag schloss sie somit mit 2.017 Punkten auf dem dritten Rang ab. Der zweite Tag, bei gleichen Wetterbedingungen, begann mit dem Weitsprung. Couragiert lief sie an und erzielte im zweiten Versuch gute 4,55 Meter – leider keine neue persönliche Bestleistung, weil der Wind mit 2,3 Metern/Sekunde etwas zu stark unterstützte. Dann der Knaller im Speerwerfen. Nach einem Sicherheitswurf auf sehr gute 39,24 Meter zog sie im zweiten Versuch ihr Wurfgerät auf die neue persönliche Bestleistung von 42,17 Meter ab, nur knapp geschlagen von der außer Konkurrenz startenden ehemaligen MTV-Athletin Louisa Mulder (42,34m). Satte 709 Punkte wurden dafür ihrem Konto gutgeschrieben. Den Schluss bildete der ungeliebte 800m-Lauf, den sie in 3:06,07 Minuten abschloss. Für ihre guten 3.478 Punkte erhielt sie nicht nur die Urkunde, sondern auch gleich das goldene DLV-Mehrkampfabzeichen. Eine sehr erfreuliche und gelungene Premiere.
Durchwachsen ging es auch beim 15jährigen Matti Tewes los, der angetreten war, um möglichst früh die Qualifikationsleistung für die Deutschen Schülermeisterschaften mit 4.900 Punkten zu erfüllen. Auch bei seinem 100m-Sprint zu Beginn bliesen ihm 3,9 Meter Gegenwind ins Gesicht und ließen die Hoffnung auf eine neue Bestleistung – im Vorjahr 12,35 Sekunden – platzen. Trotzdem erkämpfte er sich als Sieger unter diesen Umständen noch passable 12,60 Sekunden und 531 Punkte. Der anschließende Weitsprung ergab enttäuschende 5,42 Meter bei unzulässig starkem Rückenwind, womit er als Zweitbester 537 Punkte sammelte und seine knappe Führung behielt. Im Kugelstoßen hatte er vor wenigen Tagen starke 13,50 Meter erzielt, und auch das Einstoßen verlief mit einem Stoß knapp an die 14m-Marke sehr vielversprechend. Als es dann darauf ankam, fehlte ihm aber die entsprechende Lockerheit, und die 4kg-Kugel fiel bereits nach 12,39 Metern herunter. Mit den hierfür erzielten 566 Punkten lag er erstmals über dem errechneten Soll von 550 Punkten pro Disziplin, mit denen die erhoffte Qualifikation in Reichweite rücken würde. Aber Matti wäre nicht Matti, wenn er sich auch nach weniger guten Resultaten nicht pushen könnte. Und das tat er gründlich im abschließenden Hochsprung, einer seiner Schokoladendisziplinen. Sein härtester Konkurrent verabschiedete sich mit übersprungenen 1,56 Metern, und Matti setzte zu seinem bisher besten Wettkampf an. Der Anfangshöhe von 1,60 Metern folgte eine Serie erfolgreicher Versuche, die er mit der neuen Bestleistung von 1,80 Metern unter dem anerkennenden Beifall vieler Zuschauer und Betreuer hoch überwand. Bei 1,84 Metern war dann „die Luft raus“, aber die 625 Punkte brachten ihn wieder auf die Erfolgsspur für sein Projekt DM-Qualifikation. Der zweite Tag sah ihn in einem sehr runden Lauf über die 80m-Hürdenstrecke als Zweiten in sehr ansprechenden 11,89 Sekunden (564 Punkte), der 1,8 Meter/Sekunde starke Gegenwind verhinderte leider eine neue Bestzeit, die derzeit bei 11,79 Sekunden steht. Unter Mehrkämpfern gefürchtet ist der Diskuswurf direkt nach dem Hürdensprint. Schon Generationen auch sehr guter Mehrkämpfer sind im Mehrkampf schon an dieser schwierigen Disziplin gescheitert. Matti, als Landesmeister im vergangenen Jahr sehr guter Diskuswerfer, ging nach vielversprechenden Trainingsergebnissen sehr zuversichtlich in den Wurfring und zeigte einen guten Sicherheitswurf auf etwa 38 Meter. Doch der Kampfrichter las „nur“ 34,44 Meter vom Messband ab und ließ sich auch durch Einsprüche nicht von seiner Entscheidung abbringen. Das ergab zwar gute 558 Punkte, wie sich später herausstellen sollte aber…
Die nächsten beiden Versuche gingen schief, so dass man sich ziemlich verärgert und enttäuscht zum Stabhochsprung begab. Der tückische, stets drehende und böig auffrischende Wind machte allen Athleten sehr zu schaffen, und so sind die sehr guten 3,10 Meter, die unser Matti erzielte, aller Ehren wert. 529 Punkte waren der Lohn, die Qualifikation schien nur noch Formsache zu sein angesichts der Tatsache, dass er im vergangenen Jahr einer der besten deutschen Speerwerfer seiner Altersklasse war. Gleich der erste Versuch brachte kaum erwartete 44,72 Meter und 602 Punkte. Schnell war errechnet, dass er beim abschließenden 1000m-Lauf „nur“ 3:42,17 Minuten für die erfolgreiche Qualifikation benötigte, was für ihn angesichts seiner Bestzeit von 3:18 Minuten eigentlich kein Problem darstellen sollte. Ein Konkurrent, der eine etwas stärkere Bestzeit hatte, sollte ihm als Tempomacher dienen, und so blieb er nach dem Startschuss immer in respektvollem Abstand zu ihm, der relativ flott das Rennen anging. War es die Hitze oder zu viel Respekt, er verlor viel Zeit, denn er bemerkte nicht, dass sein Tempomacher immer mehr Tempo verlor. So lief er endlich etwa 150 Meter vor dem Ziel auf ihn auf und ging in einem furiosen Schlussspurt, der einem Sprinter alle Ehre gemacht hätte, auf den letzten 80 Metern an ihm vorbei. Ungläubige Blicke auf die Zeitangabetafel ließen es zur Gewissheit werden: die Leistung (3:43,08 Minuten) hatte nicht ganz gereicht. Wie sich beim Nachrechnen ergab, hatte er durch die falsche Renneinteilung die erhoffte Qualifikationsleistung um
e i n e n winzigen Punkt verfehlt! Es dauerte lange, bis die tröstenden Worte seines Anhangs wieder ein Lächeln auf sein Gesicht brachten, so enttäuscht war er ob der so knapp verpassten Chance.Erfreulich war lediglich, dass man aus solchen Ergebnissen nur lernen kann, und dass es bei den Landesmeisterschaften am 4. und 5. Juni noch eine weitere Möglichkeit geben wird, bei hoffentlich besseren Wetterbedingungen und stabilerer Technik sein wesentlich höheres Potenzial in eine dann erfolgreiche Qualifikation umzumünzen.