Hartmut Kossel. Ein Leichtathletik Urgestein tritt ab
Welcher Leichtathlet kannte ihn nicht. Hartmut Kossel, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, stets gut gelaunt, aber ehrgeizig bis in die Haarspitzen auch bis zum letzten Tag einer ungewöhnlich langen Karriere. Doch jetzt ist endgültig Schluss, nach Beendigung seiner 60. Wettkampfsaison in Folge. Dabei kann Kossel auf ungewöhnliche Erfolge zurückblicken.
Kossel, der am 09. April 1940 in Wiedingen geboren wurde und aufwuchs trat erstmals 1956 auf die Leichtathletikbühne, wo er Kreismeister der B-Jugend im Fünfkampf wurde und dabei im Ballwurf unglaubliche 88,50m erzielte. Von da an ging es Schlag auf Schlag und bereits 1958 wurde er zweifacher Niedersachsenmeister mit 6,79m im Weitsprung der A-Jugend und im Fünfkampf. Im gleichen Jahr belegte er bei den Deutschen Meisterschaften ebenfalls zweimal Rang 2. 1965 lief er als erster Sprinter im Heidekreis die 100m unter 11 Sekunden.
Von da an widmete er sich allerdings mehr und mehr seiner Paradedisziplin dem Speerwurf. Hatte er seine bisherigen Erfolge für die LAZ Südheide unter der Regie von Hasso Kornemann erzielt, wechselte er 1973 zum MTV Soltau. Hier so betont Kossel gerne fand er unter der Regie von Spartenleiter Jupp Mayer und dem Trainerehepaar Hahne eine neue Heimat. Dem MTV Soltau hielt er bis 1986 die Treue und ging dann zurück zur LG Fallingbostel. Eine Zeit auf die er sehr gerne zurück blickt. Als seinen größten sportlichen Erfolg bezeichnet Kossel selber seine Silbermedaille bei den Senioren Weltmeisterschaften in Durban Südafrika, wo er mit Janis Lusis einen der größten Speerwerfer aller Zeiten auf den Bronzeplatz verdrängen konnte. Lusis war Olympiasieger 1968 und Weltrekordhalter im Speerwurf mit 93,80m.
60 Wettkampfjahre in Folge, 710 Sportfeste in 19 Ländern auf 4 Erdteilen, eine unglaubliche Leichtathletikkarriere. Hier noch ein Rückblick auf die größten Erfolge Kossels: 9 Teilnahmen an Weltmeisterschaften Silber in Durban 1997, Bronze in Turku 1991, Bronze in San Sebastian 2005, 11 Teilnahmen an Europameisterschaften Silber in Budapest 1990 und Malmö 1995, Bronze in Kristianssand 1992, 22 Medaillen bei deutschen Meisterschaften in der Zeit von 1959 bis 2015, Deutscher Seniorenmeister 1977 und 1990, 30 Mal Niedersachsenmeister in der Zeit von 1958 bis 1975. Kossel hält seit 2000 den Niedersachsenrekord im Speerwurf der AK 60 mit 52,21 Metern und seit 2005 den Rekord in der AK 65 mit 45,51 Metern.
Im Febrauar 2016 erhielt Kossel für seine sportliche Lebensleistung den silbernen Ehrenteller der Stadt Fallingbostel. Kossels besonderes Markenzeichen, der seit 55 Jahren mit Ehefrau Änne verheiratet ist und 2 Kinder hat, war der Salto rückwärts aus dem Stand nach großen sportlichen Erfolgen. Kossel konnte sich während seiner Aktiven Laufbahn stets auf Frau und Famile verlassen, auch wenn sie wegen seiner Sportambitionen und Ehrenamtstätigkeiten oft auf ihn verzichten mussten.
Neben seiner Leidenschaft für die Leichtathletik spielte Kossel aber auch aktiv von 1953 bis 1996 Handball und bestritt 2 A-Jugendspiele für die Niedersachsenauswahl. In seiner Heimatstadt Dorfmark war Kossel 20 Jahre Trainer des Handballnachwuchses und 30 Jahre Trainer des Leichtathletiknachwuchses. 30 Jahre Jugendwart und 43 Jahre Spartenleiter.