Herber Rückschlag für Matti Tewes
Voller Hoffnung war der 16-jährige Mehrkämpfer Matti Tewes (MTV Soltau) zu den Landes- und Norddeutschen Mehrkampfmeisterschaften in Papenburg angereist, denn seine bisherigen Saisonergebnisse ließen die berechtigte Hoffnung zu, sich für die Deutschen Jugendmehrkampfmeisterschaften im Zehnkampf qualifizieren und eventuell sogar seinen fünften Landesmeistertitel erkämpfen zu können. Zwei Tage vorher hatte er schon beim Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ in Braunschweig erfolgreich für seine Schule gepunktet und dabei unter anderem im Hochsprung mit 1,82 Metern eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. Die Form stimmte also. Wie anspruchsvoll, faszinierend, aber auch dramatisch ein Zehnkampf verlaufen kann, musste er nun aber leider in Papenburg am eigenen Leib erfahren. Furios der Start am ersten Tag mit dem Hochsprung, bei dem er sich als Bester im Feld mit hervorragenden 1,84 Metern erneut steigern konnte. Im anschließenden 100m-Sprint verfehlte er bei leichtem Gegenwind mit 11,82 Sekunden seine Bestleistung nur um 2 Hundertstelsekunden, bevor er im dritten Versuch des Weitsprungs mit 6,10 Metern ebenfalls eine neue Bestmarke setzte und klar in Führung ging. Auch mit der Kugel hatte er im Vorfeld mit 13,10 Metern überzeugt und stieß in Papenburg beim Einstoßen aus dem Stand vielversprechende zwölfeinhalb Meter. Dann begann das Drama: der erste Stoß ging völlig daneben, beim zweiten trat er knapp über und auch den dritten, etwa 13 Meter weiten, konnte er nicht im Ring halten, so dass er in einer seiner stärksten Disziplinen ohne Punkte blieb und nicht nur die Führung, sondern auch alle Aussichten auf Qualifikation und den so greifbar nahen Titel verlor. Kaum tröstlich für den trainingsfleißigen Schüler, dass ihm alle Konkurrenten ihr ehrliches Mitgefühl aussprachen. Dieses Missgeschick gehört wohl für jeden Zehnkämpfer zum Geschäft und nicht umsonst werden ja auch die Zehnkämpfer, so sie diesen anspruchsvollsten leichtathletischen Wettbewerb durchstehen, als „Könige der Athleten“ bezeichnet. Lange brauchte er, diese Riesenenttäuschung zu verdauen, denn bei seinem ersten Qualifikationsversuch vor ein paar Wochen in Edemissen hatte er ja schon wegen einer Verletzung vorzeitig aufgeben müssen.
Aber Matti entschloss sich, weiter zu machen, denn immer noch gab es genügend Disziplinen, in denen er neue Bestleistungen erzielen konnte. Auf den zehnten Rang zurückgefallen kämpfte er sich tapfer zum Sieg in seinem Zeitlauf über 400 Meter, und die Laufzeit von 53,76 Sekunden, die zweitbeste im gesamten Feld, lag auch nur knapp zwei Zehntel über seiner Bestzeit. In der Zwischenwertung des Fünfkampfs belegte er schließlich mit 2.606 Punkten den 7. Platz in der Landes- und den Zehnten in der Norddeutschen Wertung. Für 12,70 Meter im Kugelstoßen hätte es 649 Punkte gegeben, womit er Norddeutscher- und natürlich auch Landesmeister im Fünfkampf hätte werden können. Aber: „Hätte, hätte, Fahrradkette…“ ist ja ein bekanntes und geflügeltes Wort.
Neuer Tag – neues Glück. Gleich um 11 Uhr am Folgetag wurde der Stabhochsprung ausgetragen. Mit viel Fleiß hatte Matti in den vergangenen Wochen an der Technik gefeilt, und dieser Fleiß zahlte sich gleich im ersten Saisonwettkampf voll aus. In dem eineinhalbstündigen Wettkampf bei ständig ansteigenden Temperaturen sprang er schließlich Bestleistung mit 3,60 Metern und egalisierte damit den fast dreißig Jahre alten Vereinsrekord von Matthias Schröder und schob sich als drittbester Springer weiter in der Wertung nach vorne. Allerdings hatte er wegen Anlaufunsicherheit etwa 20 Anläufe und Sprünge absolviert, die sehr viel Kraft kosteten. Auch im anschließenden Diskuswerfen fiel eine neue Bestleistung mit 34,14 Metern und über die Hürden legte er mit 15,28 Sekunden, nur 11 Hundertstel über seiner Bestleistung, die beste Zeit aller Mehrkämpfer vor. Inzwischen war die Temperatur im von hohen Bäumen umstandenen Waldstadion auf satte 36 Grad Celsius angestiegen, was allen Mehrkämpfern sehr zu schaffen machte. Völlig ausgelaugt konnte Matti mit dem Speer nur noch enttäuschende 41,20 Meter anbieten, fast zehn Meter unter seinem Hausrekord. Da im abschließenden 1500m-Lauf unter diesen Vorzeichen keine passable Zeit mehr zu erwarten war, trat er nur noch zum Start an und stieg dann aus dem Rennen aus, um wenigstens in der Wertung zu bleiben. So belegte er schließlich im Endklassement Rang 6 auf norddeutscher und Rang drei auf Landesebene.
Da es in absehbarer Zeit keine weitere Qualifikationsmöglichkeit für den Zehnkampf mehr gibt, will er nach einer ausreichenden Regenerationsphase nun wieder eine neue Aufbauphase beginnen, um in der zweiten Saisonhälfte sein in allen Einzeldisziplinen sichtbares Steigerungspotenzial weiter auszuschöpfen.