Zehnkampfdrama mit Matti Tewes
Zehnkämpfer durchlaufen meist viele Höhen und Tiefen bei dieser zwei Tage dauernden Königsdisziplin der Leichtathletik. Die Erfahrung musste auch der talentierte und sehr trainingsfleißige Matti Tewes (MTV Soltau) erstmals am vergangenen Wochenende machen, an dem er sich bei einer Mehrkampfveranstaltung in Edemissen möglichst auf Anhieb für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften qualifizieren wollte. 6.100 Punkte benötigte er dazu, und die letzten Trainings- und Wettkampfergebnisse machten durchaus berechtigte Hoffnungen.
Waren es die Wetterkapriolen oder die fehlende Konkurrenz? Nach anfänglich bedecktem Himmel gab es einen ständigen Wechsel von Sonnen- und Regenphasen, beim abschließenden 400m-Lauf sogar Gewitter, aber auch nur zwei weniger starke Konkurrenten in seiner Altersklasse mögen dafür ausschlaggebend gewesen sein, dass er irgendwie nicht recht in den Wettkampf kam. Dabei hatte es verheißungsvoll begonnen, als er seinen Zeitlauf über 100 Meter klar in 11,81 Sekunden gewinnen konnte. Er blieb dabei nur eine Hundertstel Sekunde über seiner Jahresbestzeit, allerdings blies dabei ein leichter Gegenwind. Die Technikumstellung im Weitsprung auf die Schwebehangtechnik gelang ihm zwar, aber er sprang alle drei Versuche vor dem Balken ab, so dass für ihn nur enttäuschende 5,69 Meter bei einer Bestleistung von 6,05 Metern heraussprangen. Zwei Fehlversuche im Kugelstoßen ließen dann kurzzeitig „die Nerven flattern“, die abschließend erreichten 12,01 Meter waren auch nicht schlecht, lagen aber etwa 70 Zentimeter unter der erhofften Weite. Nach kurzer Pause ging es zu einer seiner Paradedisziplinen, zum Hochsprung. Erst bei 1,72 Metern stieg er in den Wettkampf ein und steigerte sich anschließend noch auf 1,76 Meter, aber auch hier hatte er sich mehr erhofft, denn bei seinem Saisoneinstieg hatte er schon 1,79 Meter übersprungen. Hier setzte allerdings stärkerer Regen ein, der sich dann beim abschließenden 400m-Lauf zu einem handfesten Gewitterregen entwickelte. Diese äußerst fordernde Strecke war er noch nie wettkampfmäßig gelaufen, löste seine Aufgabe aber glänzend und biss sich zu sehr ansprechenden 53,54 Sekunden durch. 3.069 Punkte standen dadurch nach der Halbzeit im Fünfkampf zu Buche, jedoch wären angesichts seines etwas schwächeren zweiten Tages etwa 100 Punkte mehr notwendig gewesen.
Am folgenden Morgen für 10 Uhr war der 110m-Hürdenlauf angesetzt, seine stärkste Disziplin, in der er im vergangenen Jahr Landes-Schülermeister geworden war. Vor seinem Lauf hatten die Teilnehmer der Männerklasse ihren Lauf absolviert, und der Bahndienst stellte die zehn Hürden auf die für ihn nötige Höhe im entsprechend verkürzten Abstand auf. Leider passierte hier ein grober Fehler, denn Hürde Nummer 8 blieb an der Markierung für die Männerklasse stehen, was niemand bemerkte. Nach glänzendem Start und einem furiosen und technisch sehr sauberen Sprint in Richtung potenzieller neuer Bestzeit hakte Matti unglücklich in besagte Hürde ein und erlitt einen schweren Sturz mit mehreren Hautabschürfungen, angesichts des hohen Tempos glücklicherweise ohne Knochenbrüche. Natürlich bekam er die Möglichkeit, zwanzig Minuten später nochmals zu laufen, aber verständlicherweise war irgendwie die Spannung weg. Trotz kleinerer Fehler biss er sich durch und erzielte mit immer noch ansprechenden 15,61 Sekunden (777 Punkte) sein drittbestes Saisonresultat. Auch hier standen etwa 30 Punkte zu wenig gegenüber seiner Marschtabelle zu Buche. Als Landes-Schülermeister 2015 hatte Matti auch im Diskuswerfen überzeugt, jedoch in dieser Saison aufgrund technischer Probleme noch kein adäquates Resultat erzielen können. Befriedigend, aber eben nur befriedigend fielen seine Würfe in Edemissen aus, denn die im letzten Versuch erzielten 31,68 Meter bedeuteten zwar eine neue Bestleistung, brachten aber nur 496 weitere Punkte ein. Abhaken und zur anspruchsvollsten Disziplin im Zehnkampf, dem Stabhochsprung wechseln. Aus Witterungsgründen hatte er in den vergangenen Wochen nur einmal trainieren können, entsprechend zäh fiel das Einspringen aus. Zu allem Unglück fügte er sich mit seinen Spikes eine tiefe Wunde am Unterschenkel des Sprungbeines zu, die natürlich nur notfallmäßig versorgt werden konnte. Nach langer Wartezeit, denn zuerst sprangen die wesentlich schwächeren Springer, und bangem Hoffen, dass der angelegte Verband das Springen mit vollem Einsatz überhaupt zuließ, riss er dann dreimal seine Anfangshöhe von drei Metern. Damit war der Plan, sich mit einer guten Leistung zu qualifizieren, natürlich geplatzt. So wurde er dann zur Notaufnahme ins Allgemeine Krankenhaus Celle gefahren, wo die Verletzung schließlich mit vier Stichen genäht wurde.
Nach hoffentlich schneller Heilung und gezieltem Training gibt es bei den Landesmeisterschaften am 17. Und 18 Juni in Papenburg die nächste Gelegenheit für ihn, die angestrebte Qualifikation zu erreichen.