Was macht eigentlich: Lothar Gleu?

Der MTV Soltau hat in seiner Geschichte bis in die Gegenwart hinein viele hervorragende Leichtathleten hervorgebracht. In den 70er- und 80er-Jahren waren darunter viele Mittel- und Langstreckenläufer, die Erfolge bis zu den Deutschen Meisterschaften hinauf feiern konnten. Einer von ihnen ist der 1962 in Emden geborene, aber in Soltau aufgewachsene Lothar Gleu, der besonders als Jugendlicher auf den Strecken von 800 bis 5000 Metern Topresultate ablieferte.

Er trat im Alter von 12 Jahren in den MTV Soltau ein, versuchte sich zunächst mit mäßigem Erfolg im Tischtennis, betrieb Judo, Schwimmsport und Volleyball, entdeckte aber früh seine Begeisterung für das Laufen. Bald fiel er dem damals im Verein als Trainer sehr erfolgreichen Jürgen Hahne auf, der ihn zunächst Mehrkampf orientiert trainierte, bevor er ihm den Wechsel zur Läufergruppe von Michael Mallett anriet. Das nun erheblich intensivierte, fast tägliche Lauftraining zahlte sich schon bald für den sehr ambitionierten und trainingsfleißigen Jugendlichen aus, denn er errang 1978 mit erst 15 Jahren seinen ersten Landesmeistertitel im 3000m-Lauf, dem dann weitere sechs bis in die Klasse M30 folgten.

Sein größter Erfolg war der fünfte Rang mit Bestleistung von 3:53,98 Minuten im 1500m-Endlauf der Deutschen Jugendmeisterschaften in Frankfurt im Jahr 1980. Dass er damals zu den besten deutschen Mittelstrecklern gehörte, belegt die Aufnahme in den Landeskader sowie die Berufung zu einem Jugend-Ländervergleichskampf gegen Österreich. Noch heute steht sein Kreisrekord der Altersklasse U18 bei starken 8:51,1 Minuten über 3000 Meter, die er im Jahr 1979 lief, und auch die Rekorde über 1500m, 3000m und 3000m-Hindernis der Klasse U20 aus dem Jahr 1980 blieben seit nunmehr über vierzig Jahren unangetastet.

Eine vermeintliche Leistungsstagnation hätte fast zur Beendigung seiner noch relativ jungen Karriere geführt, als ihn Dr. Rainer Anton beim gemeinsamen Besuch der Partnerstadt Laon 1983 davon überzeugen konnte, es doch einmal über die kürzeren Strecken zu versuchen. Das folgende, etwas anders ausgerichtete, gemeinsame Training fruchtete prompt. Er konnte seine Bestzeiten über einhundert bis vierhundert Meter deutlich verbessern und lief sogar über die sehr anspruchsvolle 400m-Hürdenstrecke an die sechzig Sekunden heran. Seinen Titel im 800m-Lauf bei den Norddeutschen Seniorenmeisterschaften 1994 bezeichnet er heute aufgrund seiner durch die intensivere Beschäftigung mit leistungssportlichen Zusammenhängen gewachsenen Läuferischen Kompetenz als sein persönliches, sportliches Highlight.

Schon immer an Geisteswissenschaften interessiert, nahm er nach dem Abitur das Studium der Philosophie und evangelischen Religionslehre in Tübingen auf, wechselte zur Pädagogik, Sozialpsychologie und Sportwissenschaft über die Universitäten Göttingen und Hamburg schließlich zum Lehramtsstudium an der Uni Bremen, das er im Jahr 2004 mit der Note Eins erfolgreich abschloss. Aufgrund der übergroßen Konkurrenz fand er aber in Deutschland keine reguläre Anstellung an Schulen, so dass er sich fortan mit mäßig bezahlten Teilzeitjobs durchschlagen musste. Mit großem Engagement bringt er sich in seiner Kirchengemeinde und als nebenamtlicher Religionslehrer ein.

Sein leidenschaftliches Hobby neben dem Sport ist das Tanzen, namentlich des Tango Argentino. So bot er zum Beispiel in der Bremer Studentengemeinde entsprechende Kurse an, richtete später gar als sehr erfolgreiches Projekt Tango-Gottesdienste aus. Schließlich fand er bei der DB-Tochtergesellschaft Reise & Touristik Suisse SA eine Anstellung als Gastrostewart und bereist seit 2014 per Zug regelmäßig fast ganz Deutschland und das nahe Ausland.

Fasziniert von den Möglichkeiten der Einflussnahme in fast allen Angelegenheiten, die allen Bürgern durch die direkte Demokratie In der Schweiz gegeben werden, hat er seit einigen Jahren eine neue Heimat in dem idyllischen Ort Berlingen am Schweizer Bodenseeufer gefunden und wohnt in Nachbarschaft zu seinem ebenfalls bei der Bahn beschäftigten Bruder. Derzeit strebt er die Schweizer Staatsbürgerschaft an, pflegt aber weiterhin sehr enge Beziehungen mit regelmäßigen Besuchen in seiner ehemaligen Heimatstadt und dem dortigen Freundeskreis. Über das Internet nimmt er noch regen Anteil an den Entwicklungen in seinem ehemaligen Verein. Soweit es sein Beruf zulässt, betreibt er regelmäßigen Fitnesssport mit dem Schwerpunkt Laufen.

Sein Rat an vor allem junge Menschen: treibt regelmäßig Sport, versucht aber stets, bei vernünftigem Streben nach persönlicher Leistungsverbesserung, die Gesundheit und den Spaß in den Vordergrund zu stellen. Bildet Euch ständig weiter und, wenn Ihr den Weg zum Leistungssport gefunden habt, setzt Euch mit Eurem Trainer realistische Leistungsziele, damit Erfolgserlebnisse garantiert und schwere Enttäuschungen vermieden werden. May.