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Zweimal
EM-Bronze für Angelika Anton May. Schon
lange schmerzte der entzündete Schleimbeutel an der linken Ferse bei jedem
Laufschritt oder Sprung, und so stand, trotz einiger guter Leistungen im Vorfeld
ein großes Fragezeichen hinter einer erfolgreichen Teilnahme an den
Europameisterschaften der Senioren im Dänischen Arhus. Mit der ihr eigenen
Hartnäckigkeit kämpfte sich die für den MTV Soltau startende Munsteranerin
Angelika Anton bei starker Konkurrenz über die zweiwöchige Großveranstaltung
mit über 3.700 Teilnehmern, unter denen die Deutschen Alterklassensportler über
35 Jahre mit 938 Gemeldeten wieder einmal den Löwenanteil stellten. Zunächst
stand das Gewichtwerfen, erstmals als Einzeldisziplin ausgeschrieben, auf dem
Plan. Hier gilt es, einen 9,08 kg schweren Kurzhammer möglichst weit zu werfen,
was ihr hinter der mit 15,92 m einen neuen Europarekord aufstellenden
Schweizerin Cornelia Hodel, der Holländerin Ingrid van Dijk (Holländischer
Rekord mit 15,07 m) und ihrer nationalen Dauerkonkurrentin Sabine Rogge
(Deutscher Rekord mit 14,24 m) eine unerwartete persönliche Bestleistung von
13,34 m und den optimalen Rang 4 unter den sicher 10-25 kg schwereren
Hammerwurf-Spezialistinnen einbrachte. Derart motiviert konnte sie am Folgetag
auch im Kugelstoßen mit 12,28 m und dem 6. Rang überzeugen. Hier setzte sich
die Titelverteidigerin Christine Wartlik (Bayer 04 Leverkusen) in einem bis zum
letzten Versuch mitreißenden Wettkampf mit 13,30 m vor der weitengleichen
Littauerin Morkuniene durch. Zwischen Rang 3 und Rang 7 lagen gerade 11 cm (!)
Differenz. Ausgesprochen schlechtes Wetter und eine etwas chaotische
Wettkampforganisation machten allen Werferinnen beim Hammerwerfen am nächsten
Tag erheblich zu schaffen. Die sonst sehr sicher über 50 m werfende Schweizerin
Hodel setzte sich schließlich mit mäßigen 46,01 m vor der Holländerin van
Dijk mit 45,61 m knapp durch. Für die Munsteranerin sprang der zwar
befriedigende 6. Rang heraus, die Weite von 36,78 m enttäuschte sie jedoch
sehr, denn mit ihren 39,92 m von den Deutschen Titelkämpfen hätte sie hier
Bronze gewinnen können. Zwei wettkampffreie Tage im Anschluß reichten jedoch
nicht, die stärker werdenden Schmerzen in der Ferse zu dämpfen, so daß sie
auf die geplante Teilnahme am Diskuswerfen verzichtete, um sich für ihre
Spezialdisziplinen, das Speerwerfen und den Werferfünfkampf, zu schonen. Der
Speerwurf gestaltete sich dann bei strahlendem Sonnenschein als Top-Event der
Veranstaltung. Während in der jüngeren Altersklasse eine Weite von knapp über
37 m zum Titelgewinn reichte, mußte man in der Altersklasse W 40 schon 37,82 m
werfen, um sich überhaupt für den Endkampf zu qualifizieren. Die in Arhus
wohnende und 1995 mit 64,90 m Dänischen Rekord werfende ehemalige
Weltklasseathletin Jette Jeppesen ließ sich - ständig von einem Kamerateam des
Dänischen Fernsehens „verfolgt“ - den Sieg mit sehr guten 51,21 m natürlich
nicht nehmen. Hinter ihr entbrannte aber ein spannender Kampf um Silber und
Bronze, bei dem schließlich die Deutsche Meisterin und AK-Rekordlerin Ursula
Thiertey mit 45,11 m knapp vor der stark gehandicapten, aber im letzten Versuch
mit 44,74 m noch Jahresbestleistung werfenden
Munsteranerin die Nase vorne hatte. Nun war die ersehnte Medaille endlich
erkämpft, jedoch stand schon am Morgen des nächsten Tages der überaus
fordernde Werferfünfkampf an, in dem Angelika Anton im vergangenen Jahr den
Deutschen Meistertitel erringen konnte. Trotz Magnetfeldbehandlung und
Salbenverbänden über Nacht war noch beim Frühstück nicht klar, ob sie überhaupt
noch laufen könnte. Sie stimmte sich jedoch gleich im ersten Wettbewerb, dem
Hammerwerfen, mit 38,07 m auf Medaillenkurs ein und setzte ihn mit der
zweitbesten Kugelstoßweite aller Teilnahmerinnen (12,24 m) fort, bis mit dem völlig
verpatzten Diskuswurf (33,49 m bei einer Jahresbestleistung von 37,28 m) der
mentale Tiefpunkt erreicht wurde. Nun folgte jedoch wieder ihre Paradedisziplin,
aber der Speer flog aus einem mehr gehumpelten Anlauf leider „nur“ auf 42,33
m. Sie übernahm damit zwar vorübergehend die Führung, denn sie konnte den
beiden Hammerwurf-Spezialistinnen 15-16 m abnehmen, das abschließende
Gewichtwerfen fiel dann aber mit 12,16 m mehr als ernüchternd aus - hier
trumpften Hodel mit 15,33 m und van Dijk mit 15,13 m erwartet stark auf und
machten Gold und Silber bei nur 6 Punkten Differenz unter sich aus. Erfreulich für
die Munsteranerin die unter diesen Umständen kaum mehr erwartete zweite
Bronzemedaille mit 4.053 Punkten, wobei sie den Deutschen Rekord wieder nur um
18 Punkte verpaßte. Dieser soll nun, nach einer erneuten Regenerations- und
Aufbauphase mit kleineren Testwettkämpfen, Anfang September bei den Deutschen
Meisterschaften endlich an die Oertze geholt werden. |