Vierter DM-Titel für Angelika Anton 

Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr stand die Munsteranerin Angelika Anton, die für den MTV Soltau startet, auf dem Siegerpodest bei Deutschen Seniorenmeisterschaften. Im nordhessischen Borken wurden am vergangenen Wochenende erstmals nationale Titelkämpfe im Werferfünfkampf ausgetragen, nachdem diese Vielseitigkeitsprüfung der Wurfspezialisten, bestehend aus den klassischen Disziplinen Hammerwerfen, Kugelstoßen, Diskuswerfen, Speerwerfen und dem 9,08-kg-Gewichtwerfen, schon seit 1991 bei Welt- und Europameisterschaften auf dem Programm steht. Die Munsteranerin kann als einzige Athletin der Weltklasse, immerhin wurde sie schon einmal Weltmeisterin (1999 in Gateshead/GB) und zweimal Europameisterin (1998 in Cesenatico/ITA und 2000 in Yüväskylä/FIN) und errang zusätzlich 2001 in Brisbane/AUS Bronze, von sich behaupten, keine „schwache“ Disziplin zu haben, denn in keiner der Einzeldisziplinen erreicht sie weniger als 500 Punkte.

Der rührige Ausrichter hatte für die insgesamt 180 gemeldeten Athletinnen und Athleten eine bis ins kleinste Detail stimmige und stimmungsvolle Meisterschaftspremiere organisiert, über die auch der anwesende DLV-Vizepräsident Dieter Massin voll des Lobes war. Die Altersklasse W 40 war auch in diesem Jahr mit 14 gemeldeten Teilnehmerinnen, darunter die Holländische Meisterin und Dauerrivalin der Munsteranerin, Ingrid van Dijk/NL, mit am stärksten besetzt, so daß von der ersten Disziplin an ein heißer Kampf um den Gesamtsieg entbrannte. Nach dem Hammerwerfen, das die Munsteranerin als Drittbeste mit guten 38,33 m (674 Punkte)  erfolgversprechend abschließen konnte, erzielte sie im Kugelstoßen mit 11,58 m (633 Punkte) die zweitbeste Weite aller Teilnehmerinnen. Die stets hochmotivierte Titelaspirantin haderte aber mit ihrer instabilen Technik, denn beim Einstoßen hatte sie noch die 12-m-Marke übertroffen.

Daß sie sich in diesem Jahr im Diskuswerfen stark verbessert hat, bewies sie mit einem guten Wurf auf 35,28 m (563 Punkte), so daß sie anschließend mit einem beruhigenden Vorsprung zu ihrer Spezialdisziplin wechseln konnte. Wieder einmal segelte ihr Speer, mit dem sie immerhin in diesem Jahr in Puerto Rico den Weltmeistertitel erringen konnte (wir berichteten), unter dem starken Beifall der fachkundigen Zuschauer weit über die 40-m-Marke hinaus. Die gemessenen 43,01 m ergaben 725 Punkte und einen praktisch uneinholbaren Vorsprung von 207 Punkten auf die außer Konkurrenz startende Holländerin, die mit 42,23 m im Hammerwerfen und 37,88 m im Diskuswerfen ihre gewohnten Stärken ausgespielt, dann aber mit schwachen 28,76 m im Speerwerfen entscheidend an Boden verloren hatte. Auch im abschließenden Gewichtwerfen kann die im Vergleich zu den meisten Konkurrentinnen fast zierlich wirkende Munsteranerin normalerweise gut punkten. Bei der WM hatte sie noch 12,47 m mit dem unförmigen, 41 cm langen und 9,08 kg schweren Kurzhammer erzielt und dafür 644 Punkte kassiert, und so schien der im Stillen gehegte Vorsatz, den bestehenden Europarekord anzugreifen, nicht unrealistisch.

Auch das Einwerfen verlief noch bestens, aber im Wettkampf platzierte sie ihren ersten Wurf außerhalb des Wurfsektors, so daß sie den zweiten als Sicherheitswurf auf lediglich 10,89 m beförderte. Die Niederländerin hatte gleich mit dem ersten Versuch einen neuen Landesrekord mit 13,91 m erzielt und dafür satte 733 Punkte kassiert, wodurch sie bedrohlich nahe an die Punktzahl der Führenden heranrückte. Aber auch hier bewies sich die Nervenstärke der in unzähligen großen Wettkämpfen gereiften Nordkreis-Athletin: das ungeliebte Gerät flog im dritten Versuch auf befriedigende 11,29 m, womit sie mit insgesamt 3.167 Punkten und 46 Zählern Vorsprung den doch klaren Sieg vor der sympatischen Niederländerin, die als Fluglotse am Amsterdamer Flughafen arbeitet, davontragen konnte. Die in der nationalen Wertung Zweite, Ulrike Engelhardt vom USV Jena lag mit 2.826 Punkten ebenso deutlich abgeschlagen hinter ihr wie die drittplatzierte Anke Straschewski vom TSV Bayer Leverkusen mit 2.792 Punkten.

Wie hoch die Siegerleistung einzustufen ist, zeigt die Ehrung als beste weibliche Athletin dieser Meisterschaften, zu der sie eine historische Grubenlampe mit Gravur vom Bürgermeister der Stadt Borken und einen Bildband überreicht bekam. Der Ehrungen nicht genug: ebenfalls anläßlich dieser Meisterschaftspremiere bekam sie nachträglich auch noch den Siegerpokal überreicht, den sie als jünste der vier gewerteten Teilnehmerinnen, gemeinsam mit der ehemaligen Europameisterin im Diskuswerfen, Karin Illgen (Leipzig), und der vielfachen Deutschen Meisterin Sigrun Kofink vom LAV Tübingen in der Teamwertung des Werferfünfkampfs der WM in Puerto Rico gewonnen hatte.