Es ist Samstag, der 19.03.2005

Wir stehen kurz vor unserem Start ins Trainingslager. Die Vorbereitung dazu hat allerdings eigentlich schon ein ganzes Jahr früher bekommen. Bereits bei unserer letzten Anwesenheit im rauen und windzerklüfteten Dänemark beschlossen wir uns auch 2005 wieder hierher zu kommen und nahmen die Buchung der Häuser vor. Intensiviert wurden die Vorbereitungen dann noch einmal eine Woche vorher und so begann man mit diversen Einkäufen um alle hungrigen Mäuler eine Woche lang stopfen zu können. Dann ist es endlich soweit. Beim einladen des Gepäckes und der Lebensmittel kommen einige Zweifel auf. Wiederholt weisen einen Angehörige des Busunternehmens darauf hin, das es in den Gepäckräumen erstaunlich leer bleibt. Was kann man nur vergessen haben???

Alle treffen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt ein. Die Fahrt beginnt. Die Trainer fahren mit Privat Pkw`s, die Gruppe mit dem Bus. Trotz einiger Bremsmanöver und regen PKW Verkehr verläuft die Fahrt erstaunlich gut und wir treffen pünktlich in Vejers ein. Gepäck, Sportgeräte und Lebensmittel auspacken, alles verläuft reibungslos. Der Bus verlässt uns. Danach folgt ein gemeinsamer Lauf zum Strand. Sören wird von seiner Schwester Merle gnadenlos distanziert, andere freuen sich über den in diesem Jahr verkürzten Einlaufweg zum Strand. Die Sonne strahlt und für dänische Verhältnisse ist es heute ungewöhnlich windstill. Gemeinsames Abendbrot, ein paar Einweisungen durch den Trainer und sonst an diesem Abend viele müde Gesichter. Einige versuchen noch chancenlos Pinguine auf einen Eisblock zu stapeln, andere lassen Barbie Puppen Eisenbahn fahren, spielen Karten mit Brechbohnen oder sehen sich Wetten das an. Sonst passiert auch nichts besonderes, durch Thorsten seine verspätete Anreise verliert der HSV auch 2005 mal wieder 2:3 gegen Dortmund, vielleicht sollte er nächstes Jahr mal pünktlich mitkommen um seinem Lieblingsverein eine Siegchance zu geben. Dann wird’s Nacht.

Sonntag, der 20.03.2005

Unser erster kompletter Trainingstag beginnt mit einem erfreulichen Anblick. Beim öffnen der Vorhänge lacht uns die Sonne entgegen. Gemeinsames Frühstück, ein bisschen relaxen und schon ist es 10.00 Uhr. Trainingsbeginn. Wir laufen zum Strand. Da der Weg ja nun allen bekannt ist das einlaufen ein Klacks. Gemeinsames Streching. Koordination steht auf dem Programm, heute gibt’s das komplette Lauf ABC. Im Anschluss daran 8 Steigerungen und 6 mal halb hohe Skippings über 30 Meter. Niemandem setzt das richtig zu und so laufen wir zurück zu unseren Ferienhäusern. Angelas Ballettgruppe im folgenden aus Zeitgründen als Balletis bezeichnet trainieren heute morgen im Haus. Wahrscheinlich lässt sich da die ein oder andere Drehung besser vollziehen als am Strand. Mittagspause. Viele dösen heute Mittag in der Sonne, was man am Abend an der Röte in ihrem Gesicht erkennt. Einige denken sie wären Turner und balancieren mehr oder weniger gekonnt auf der Teerassenbrüstung. Schnell ist auch diese Pause rum und wir treffen uns wieder zum Training. Auch Thorsten und Jörn sind heute Mittag eingetroffen und haben auch die lang ersehnten Laufschuhe von Angi mitgebracht. Heute Nachmittag heißt es Krafttraining, wir teilen uns in 2 Gruppen. Für viele war es heute Nachmittag doch schon richtig anstrengend, die Trainer zeigen sich äußerst zufrieden mit der Einstellung, aber bei dem Wetter ist das ja auch ein Selbstgänger. Heute Abend wird gegrillt, Bratwürstchen und es gibt die restlichen Salate vom Vortag. Der Abend wir wieder mit fernsehen, Musik hören, oder Karten spielen verbracht. Auf dem Haus der großen Jungen zockt man um diverse Bohnen, bei einigen dauert das verstehen dieses Spieles etwas länger, Jörn wird ziemlich genervt von Maren ständig aufgefordert nun doch endlich einmal 3 Karten zu nehmen und Sören macht einen etwas nervösen Eindruck wenn Enrico ausführlich denkend am Zug ist. Dann wird’s Nacht.

Montag, der 21.03.2005

Wieder lacht die Sonne vom Himmel. Keine Wolke, wenig Wind, ob uns die Busfahrerin eventuell doch nach Italien gebracht hat. Aber wahrscheinlich bekommen die Soltauer einfach nur das was sie verdient haben. Frühstücken und schon ist es wieder 10.00 Uhr. Wir laufen zum Strand, ein wenig Dehnung, Koordination und das Training beginnt. 10x80 Meter für die jüngeren, 10x120 Meter für die älteren mit jeweils 4 Minuten Pause. Nicht unerwartet drücken Jörn und Sören den Läufen ihren Stempel auf, aber je länger das Training dauert umso mehr taucht auch Thorsten in der Spitzengruppe auf, Henne gibt sein Bestes, aber für mehr als 50 Meter Führung reicht es halt einfach nicht. Bei den jüngeren dominiert Timna und reizt Trainer Rudi so sehr, das er sich übernimmt und am Oberschenkel verletzt. Alle halten das Programm problemlos durch. Die Balletis trainieren heute auf ungewohnt sandigem Untergrund und hinterlassen dort einen guten Eindruck. Schon geht’s zurück. Mittagspause. Diese wird vielfältigst genutzt. Einige werfen Speer, andere nehmen erste Diskusstunden, Angi gibt tiefe Eindrücke in ihr Seelenleben und lässt sich von Timna, Annelen und Friederike an einen Stuhl fesseln, beweist anschließend aber auch ihre Können als Entfesslungskünstler. Andere relaxen einfach nur in der Sonne. Das Nachmittagstraining wirft niemanden um. Einige machen einen längeren Dauerlauf, der Rest hat nur eine kurze Erwärmungsphase. Dann heißt es Stabilisation und Krafttraining mit Jörn. Anschließend gibt es Puschelball. Puschel gibt eine kurze Einweisung seiner Spielregeln. Die Mannschaften sind bestens aufgeteilt und so gibt es spannende Duelle. Sonstige Vorkommnisse. Friederike wird von Puschel abgeschossen und an der Schulter verletzt, obwohl ja eigentlich Angi darum gebettelt hatte. Es gibt keinen einzigen Homerun, erfreulich wenig Diskussionen mit den Schiedsrichtern und niemand verläuft sich. Trainingsende. Gemeinsam geht’s noch einmal, einfach nur so, zum Strand und wieder ist es ungewöhnlich schön für dänische März Verhältnisse. Heute Abend gibt es Tortellinis, nur einige meinen sie müssten etwas besseres essen. Ligretto, Kaffeebohnen und andere Kartenspiele bestimmen den Abend, auch die Eltern Polte waren heute zu Besuch. Dann wird’s Nacht. 

Dienstag,der 22.03.2005

Annelen hat Geburtstag und wird mit einem entsprechenden Frühstücks Kuchen empfangen. Als Geschenk gibt es ein von allen unterschriebenes T-Shirt. Eigentlich möchte Annelen damit aber heute gar nicht trainieren. Warum als Emblem ein Küken auf dem T-Shirt ist entzieht sich meiner Kenntnis, denn schließlich ist sie ja bei weitem nicht unsere jüngste Teilnehmerin. Es ist 10.00 Uhr. Wir treffen uns zum Frühsport. Die Sonne liegt heute ein wenig im Dunst und auch der Wind ist etwa rauer. Aber auch die Gesichter der Aktiven strahlen heute längst nicht soviel Zuversicht, wie an den vergangenen Tagen aus. Oder ist es eventuell sogar Angst, die sich hier zeigt? Schließlich steht heute unsere Lieblingstrainingseinheit mit 5x800m an. Nachdem Thorsten in den vergangenen Jahren doch die ein oder andere Schwäche gezeigt hatte, lässt er dieses Jahr gar nichts anbrennen und liegt bei allen 5 Läufen vorne. Selbst ein letzter Versuch von Sören im abschließenden Lauf scheitert kläglich. Alle geben ihr Bestes und absolvieren auch diese Trainingseinheit zur besten Zufriedenheit der Trainer. Mittagspause. Alle gönnen sich heute ein wenig Ruhe. Auf dem Geburtstagshaus gibt es selbstgebackene Muffins. Luki erweist sich als wahrer Muffin Killer und vernichtet alles, was er in die Hand bekommt. Schon ist auch diese Pause um und es geht weiter. Heute Nachmittag stehen Kraft- und Wurftraining auf dem Programm. Was bisher noch nicht weh tat tut es spätestens heute Abend. Tonnenweise werden Gewichte gestemmt bis die Arme schmerzen. Beim Wurftraining erweist sich Greta als wahrer Kunstschütze und trifft zweimal hintereinander die Querlatte des Tores, so das der Speer beim ersten Mal nach einem Salto rücklings im Boden sticht und beim zweiten Mal sogar an der Latte umdreht und cirka 5 Meter zurück kommt. Gültig war der Wurf trotzdem, schließlich steckt er ja sauber im Boden. Aus Sicherheitsgründen wird das Gelände anschließend weiträumig gesperrt. Zum Abschluss laufen wir noch eine Staffel und umkreisen 3 bis 5 Mal die Nase fassend unser Zielhütchen, um möglichst schnell geradlinig den Rückweg anzutreten, was längst nicht allen gelingt. Dann ist auch dieser Trainingstag zu Ende. Heute Abend gibt es Nudeln und Gulaschsuppe, allen kann man es mit dem Essen natürlich nie recht machen. Da gibt’s tatsächlich Leute, die keine Nudeln, sondern nur Spagettis mögen, ob das wirklich den Unterschied macht??? Am Abend wird gepokert, Quaridor oder anderes gespielt. Dann wird’s Nacht.

Mittwoch, der 23.03.2005

Bergfest. Die meisten Tage haben wir hinter uns, das schlimmste Training noch vor uns. Die Gerüchteküche läuft heiß, wer gewinnt wie viele von den acht 300m Läufen. Wer hat sich Nachts die beste Taktik überlegt. Eine nervöse Stille liegt über unserem Treff um 10.00 Uhr. Dann geht’s los zum Strand. Einlaufen, Koordination, Strecke markieren; man sehen die 200, bzw. 300m heute mal wieder weit aus. Dann geht’s los. Der erste Lauf endet Remis zwischen Jörn und Sören, der zweite geht an Jörn, der dritte an Thorsten. Mögen alle Tipps bisher aufgegangen sein und die Wettmafia noch gut im Rennen gelegen haben, so wird spätestens jetzt alles bisher da gewesene über den Haufen geworfen. Angi geht ab wie eine Rakete und rast weit in Front liegend in 45 Sekunden über die Ziellinie. Alle Wetten sind dahin. Den fünften Lauf gewinnt dann wieder Thorsten, im sechsten gibt Joost ein Lebenszeichen, der siebte geht wieder an Thorsten und erst im achten und letzten Lauf geht der hochgehandelte Sören Dehnbostel durchs Ziel. Damit hätten wir das schlimmste geschafft, das war mal wieder Original Trainingslageratmosphäre. Dann geht’s zurück. Einige treffen sich mit Verwandten, andere wollen zum Bernstein sammeln und viele freuen sich einfach nur auf einen freien Nachmittag. Zum Abend treffen pünktlich zum Reste grillen alle wieder ein. Boccia und Karten spielen bestimmen auch diesen Abend. Dann wird’s Nacht.

Donnerstag, der 24.03.2005

Nach einer ganz normalen Nacht beginnen wir den vorletzten Trainingstag. Wir teilen uns in drei Gruppen. Die Läufer starten heute auf einen langen rund 20 Kilometer währenden Dauerlauf, erfreulicher Weise kehren alle unversehrt noch vor der Dunkelheit zurück. Jörn läuft mit den älteren zum Strand und macht Koordinations- und Sprungtraining, während die jüngeren an den Ferienhäusern ebenfalls Koordinations- und Hürdentraining machen. Bei einer anschließenden Videoanalyse werden bestehende Fehler gnadenlos aufgedeckt, aber eigentlich gab es mehr positive als negative Ansätze. Die Ballettis tanzen und trainieren diesen Vormittag auf Merles Haus. Dann ist auch dieses Training rum und schon geht’s in die Mittagspause.

Das herrliche Wetter lädt heute gerade zu zum Sonne tanken und relaxen an der frischen Luft ein. Relaxen scheint dennoch bei vielen nicht angesagt zu sein und so nimmt man sich zusätzliche Trainerstunden in den Wurfdisziplinen, spielt Max fangen oder organisiert Kinderstaffeln. So scheinen dann viele auch gerade zu glücklich zu sein, als die Mittagspause endlich rum ist. Heute Nachmittag heißt es noch ein letztes Mal in diesem Trainingslager Kraft tanken. Die älteren sind wieder bei Jörn, einige laufen erst mit Thorsten und stoßen später dazu, während die jüngeren Zirkeltraining machen. Anschließend gibt es neue Puschelballduelle, Nico und Sören gelingt jeweils ein Home Run. Die hartnäckigen treten danach noch zum Fußballduell an. Jörn verletzt sich dabei leicht am Sprunggelenk, als er versucht Nico zu faulen und Puschel wird von Maren unglücklich über den Haufen geschossen, sonst sieht man großartigen bis hin zu völlig desolaten Fußball. Das Siegerteam entzieht sich leider meiner Kenntnis. Zum Abendbrot gibt es Spagettis und anschließend ist wieder Karten Time. Bei Kartenkloppe gibt es ordentlich auf die Finger, ist aber nicht so schlimm, da Jan die meisten Schläge freiwillig auf sich nimmt. Für die älteren Jungen steht heute Abend ein weiterer Höhepunkt des Trainingslagers auf dem Programm. Bei herrlichen äußeren Bedingungen mit milden Temperaturen, beinahe Windstille und Vollmond geht es in die legendäre Karlsquell Staffel. Dieses Mal gibt sich der haushohe Favorit Sören Dehnbostel keine Blöße und gewinnt in souveräner Manier. Insider hatten befürchtet, das er wie bei den 300m Läufen wieder einmal an seinem äußerst dünnen Nervenkostüm scheitern würde. Etwas überraschend geht der zweite Platz an Enrico vor dem Altmeister Puschel, der auch in diesem Jahr die beste Trinkzeit hinlegt. Auch Thorsten läuft eigentlich wie immer. Dann wird’s Nacht.

Freitag, der 25.03.2005

Heute Morgen holt uns die bittere Wahrheit ein. Es regnet in Strömen, aber ein Tag Regen ist ja eigentlich auch Pflicht im Trainingslager. Dennoch lassen wir uns nicht vom Training abhalten und laufen zum Strand. Acht Mal 100m Hürden stehen auf dem Programm, aber auch das wirft keinen mehr um. Völlig durchnässt geht’s zurück und ab in die Mittagspause. Jörn hat die Nase voll von uns, packt seine Sachen und haut ab, aber eigentlich hat es auch ihm richtig gut gefallen. Alle machen sich eine ruhige Mittagspause, nur der Trainer ist mit der Ausarbeitung der Mannschaftsaufstellung für den heutigen Nachmittag beschäftigt. Aber schnell ist auch das erledigt und man gönnt sich ein wenig Ruhe. 15.00 Uhr, letzte Trainingseinheit, die Trainer haben uns schon vorab verlassen. Überraschend soll die Endlosstaffel in diesem Jahr am Strand stattfinden. Hoffentlich wirft das nicht alles über den Haufen. Ein wenig einlaufen, dehnen, ein paar Steigerungsläufe, dann wird’s spannend. Schon vorab wird Trainer Rudi vielseitig vorgeworfen auch 2005 die Mannschaft wie in den vergangenen Jahren wieder zu manipulieren. Aber warten wir es ab. Dichter Nebel zieht auf, kaum 50m kann man noch sehen- Startschuss -, Enrico verpennt ein wenig den Start und an der ersten Kurve zeigt Thorsten sofort, das Mittelstrecken Erfahrung nicht einfach weg zu wischen ist. Spannend bleibt es während des gesamten Rennens, viele packende Duelle und dann ein Foto Finish. Annelen stürzt kurz vor der Ziellinie und wird von Insa noch überlaufen. Das Staffelholz könnte dabei allerdings durchaus denkbar vorab bereits die Linie überquert. Geht man rein leichtathletisch gesehen nach den Richtlinien des Deutschen Leichtathletikverbandes, so hätte wohl Insas Team gewonnen, denn schließlich zählt da die Brust bei der Zielüberquerung. Es stellt sich natürlich die Frage, ob diese Regeln auch in den Dünen Dänemarks Gültigkeit haben. Leider ist dem Verfasser des Textes es in der Kürze der Zeit nicht gelungen dieses Regelwerk zu besorgen und so stellen wir den Ausgang des Rennens weiterhin offiziell als nicht geklärt da. Und dann war da noch der Nebel. Wahrscheinlich wird nie zu klären sein, welch versteckte Tricks und Fouls unterwegs angewandt wurden. Man hört allerdings allen Ortes von Stürzen und einige sollen sogar abgekürzt haben. Dann ist auch diese Trainingseinheit rum, wieder einmal hat es Spaß gemacht. Koffer packen, schon mal ein wenig packen und aufräumen und dann treffen wir uns zu einer abschließenden Besprechung auf dem Trainerhaus und vermutlich wird’s auch heute wieder Nacht in Dänemark.

Bilder vom Trainingslager